Am Wochenende haben sie in der Regel frei, und Bereitschafts- und Nachtdienste sind bei ihnen auch selten. Dazu verdienen sie oft besser als ihre Kollegen in den Krankenhäusern. Die Rede ist von Betriebsärzten, die zur Zeit in vielen Unternehmen dringend gesucht werden.
Laut eines Berichts des Deutschlandfunks sind derzeit 60 Prozent der Betriebsärzte 60 Jahre oder älter. Und wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, bleiben sogar bald viele Betriebsarztstellen unbesetzt. Den Hauptgrund dafür sehen Experten in der mangelnden Bekanntheit dieses medizinischen Arbeitsgebiets und in der Tatsache, dass Betriebsärzte selten kranke Menschen heilen, sondern vor allem Präventivmaßnahmen einleiten. Das scheint viele Mediziner nicht zu reizen.
Ein sehr interessantes Arbeitsgebiet
Praktizierende Arbeitsmediziner, wie Georg Groeling-Müller, der beim Duisburger Stahlkonzern ThyssenKrupp Steel arbeitet, sehen ihr Arbeitsgebiet ganz anders: “Wir sind wirklich in den Produktionsbetrieben unterwegs, um gemeinsam mit dem Betrieb zu überlegen, können wir dort was verbessern, müssen wir dort was verbessern. (…) Wir haben Zeit, uns wirklich ganzheitlich um die Mitarbeiter zu kümmern. Das ist das, was mir unheimlichen Spaß macht.”
Die Betriebsmediziner sind eben nicht nur Erfüllungsgehilfen der Arbeitgeber, die Leute “gesund schreiben”, die eigentlich ins Bett gehören. Im Gegenteil. Durch das Engagement der Betriebsärzte kann oft dafür gesorgt werden, dass das Kind gar nicht erst “in den Brunnen” fällt, zum Beispiel durch die ergonomische Verbesserung von Arbeitsplätzen oder das Vermitteln gesundheitsfördernder Bewegung.
Zu hohe Zugangshürden
Neben dem schwachen Image der Arbeitsmedizin sind es allerdings auch die für manche Interessierten zu hohen Zugangshürden, die die Nachwuchsgewinnung verhindern. „Ich kenne tatsächlich mehrere Kollegen, die gerne in die Arbeitsmedizin wechseln würden, wenn sie denn irgendwie die internistische Zeit bekämen. Und das sind erfahrene Kollegen, die teilweise Fachärzte für Chirurgie oder Psychiatrie sind, wo anderthalb Jahre Innere Medizin doch eine große Hürde ist und wo man diese Hürde erleichtern könnte”, erklärt der Duisburger Arbeitsmediziner Groeling-Müller.
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