Unterschriftenkampagne: Apotheke-um-die-Ecke gegen Internet-Apotheke

Unterschriftenübergabe am 17. Mai 2017 vor dem Saal des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag in Berlin (v.l.n.r.): MdB Reiner Meier (CDU/CSU), MdB Elisabeth Scharfenberg (Bündnis 90 / Die Grünen), MdB Michael Hennrich (CDU/CSU), Ausschussvorsitzender MdB Dr. Edgar Franke (SPD), ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, Stellv. Ausschussvorsitzender MdB Rudolf Henke (CDU/CSU). (ABDA, Fotograf: André Wagenzik, Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.)

Der ausländische Versandhandel bedroht den heimischen Apothekenmarkt. Aus diesem Grund hat der Apotheken-Verband eine Unterschriftenkampagne gestartet. Über 1,2 Millionen Unterschriften wurden an führende Gesundheitspolitiker übergeben. (Foto: ABDA e.V.)

Sie hat den Buchhandel umgekrempelt, die Musikbranche nachhaltig verändert und setzt bis heute die Zeitungs- und Verlagsbranche unter Druck. Die Rede ist von Digitalisierung. Dank Internet und Mobiltechnologien können Menschen Informationen, Produkte und Dienste nahezu orts- und zeitunabhängig abrufen, bestellen oder in Anspruch nehmen.

Schaut man um sich, dann existiert kaum ein Gesellschafts- oder Wirtschaftsbereich, der nicht von der Digitalisierung betroffen ist. Die Verwaltung, die Schule, sogar das Auto und der Arbeitsplatz sowieso. Wirklich kein Bereich? Die Apotheke um die Ecke gehört zu den Ausnahmen. Nach Angaben des BVDVA – Bundesverbands Deutscher Versandapotheken haben über 3.000 Apotheken in Deutschland die Erlaubnis für den Online-Versandhandel.

Online-Versandhandel – ein wachsender Markt

Allerdings betreiben rund sechs Prozent einen ernstzunehmenden Versandhandel, so der Bundesverband. Dabei handelt es sich um einen Wachstumsmarkt. Bestellten 2012 rund 30 Prozent aller Internetnutzer Medikamente online, ist dieser Anteil vier Jahre später auf 55 Prozent aller User angestiegen. Dies zeigt sich auch im Umsatz. Mit nicht-rezeptpflichtigen Medikamenten erzielte der Online-Handel 2015 einen Umsatz von über einer Milliarde Euro. Zum Vergleich: das gesamte Umsatzvolumen in diesem Segment betrug im selben Jahr über acht Milliarden Euro.

Der deutsche Markt ist ein attraktiver Markt. Daher weht aus einer anderen Richtung ein Wind, der die heimischen Apotheken bedroht. Laut ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. stellen ausländische Versandhändler diese Gefahr dar. Aus diesem Grund hat der ABDA eine breite Unterschriftenkampagne gestartet.

“Gesundheitssystem in Gefahr”

In diesem Rahmen sammelte der Verband über 1,2 Millionen Unterschriften von Bürgern, die sich damit für den Erhalt und Schutz der wohnortnahen Apotheken vor dem ausländischen Versandhandel aussprachen. Der Ausschussvorsitzende Dr. Edgar Franke (SPD) und sein Stellvertreter Rudolf Henke (CDU/CSU) nahmen die Unterschriften von Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, in Empfang.

Bei der Unterschriftenaktion „Gesundheitssystem in Gefahr“ hatten – umgerechnet auf jeden der 299 Bundestagswahlkreise – ungefähr 4.000 Bürger pro Direktmandat unterzeichnet. Mehr als 6.000 Apotheken aus allen 16 Bundesländern hatten zehntausende Unterschriftenlisten eingeschickt, die – aneinandergereiht – eine Strecke von mehr als 20 Kilometern ergeben.

Internationaler Versandhandel will die Rosinen picken

„Wenn mehr als eine Million Bürger mit ihrer Unterschrift eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung für die Zukunft einfordern, dann drückt sich Volkes Wille gegenüber der Politik aus“, sagt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. „Wir freuen uns, dass der Gesundheitsausschuss mit der Entgegennahme der Unterschriften die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nimmt.

Allerdings vermissen wir ein ebenso eindeutiges Handeln unserer Abgeordneten. Der Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums liegt vor, den Versand von Arzneimitteln auf nicht verschreibungspflichtige Medikamente zurückzuführen. Wenn schon 21 von 28 EU-Mitgliedstaaten so handeln, sollte auch in Deutschland nichts dagegen sprechen.“

Einflüsse von außen stoppen

Auf den Unterschriftenbögen heißt es: „Internationale Versandhändler wollen die Rosinen aus unserem System picken, ohne das zu leisten, was meine Apotheke vor Ort macht: Nacht- und Notdienst, persönliche Beratung, Rezeptur, … Ich fordere von der Politik: Stoppen Sie die gefährlichen Einflüsse von außen. Schützen Sie die Apotheken vor Ort!“.

Am 19. Oktober 2016 hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass sich ausländische Versandhändler nicht mehr an die in Deutschland geltende Arzneimittelpreisbindung für rezeptpflichtige Arzneimittel halten müssen.

 

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