Der Esstisch wird in Deutschland immer seltener zu einem Treffpunkt für Familien. Immer mehr Menschen ziehen es vor, außer Haus und mit Gleichaltrigen zu essen.
Die Mutter steht in der Küche und blickt auf die Uhr. Es ist gleich 13 Uhr. Die Schule ist längst aus. Ihr Sohn müsste jeden Augenblick durch die Tür kommen. Sie stellt noch den Teller für ihren Sohn auf den Tisch, so dass er sich gleich für das Mittagessen hinsetzen kann, bevor er sich den Hausaufgaben widmet. So oder so ähnlich war es früher.
Immer mehr Menschen essen außer Haus
Eine aktuelle Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) allerdings kommt zum Ergebnis, dass immer mehr Menschen in Deutschland außer Haus essen. Nur noch 72% der Befragten frühstücken wochentags zu Hause. Für das Mittagessen ist dieser Wert mit 56% noch niedriger. 2005 haben noch 78% der Menschen das Mittagessen in den eigenen vier Wänden zu sich genommen.
Während bei 20-29jährigen kaum nennenswerte Änderungen existieren, können in den anderen Altersgruppen gravierende Unterschiede festgestellt werden. Vor allem bei Kindern zwischen dem dritten und 16. Lebensalter haben sich die Umstände für die Nahrungsaufnahme grundlegend verändert.
Für Kinder ist der Kindergarten oder Schule Ort der Nahrungsaufnahme
Für immer mehr Kinder wird der Kindergarten oder die Schule zum zentralen Ort für ihr Mittagessen. Damit verbringen diese Altersgruppen während ihre Nahrungsaufnahme mit Gleichaltrigen. Die konsumierten Produkte und die Art der Nahrungsaufnahme wird damit zusehends weniger durch die Eltern bestimmt, sondern durch die Dynamik unter Gleichaltrigen, so die Autoren der GfK-Studie.
Eltern geben immer mehr Kontrolle an das Kind und die Bildungseinrichtungen ab und haben auf diese Weise kaum Einfluss, was, wo und mit wem ihre Kinder ihr Essen zu sich nehmen.
Keine Zeit für Mittagessen: Arbeit, Mobilität, keine Kinder
Auch in der Gruppe der Erwerbstätigen ist dieser allgemeine Trend zu beobachten. Insbesondere die Altersgruppe der 30-49jährigen isst im Vergleich zu 2005 immer häufiger auswärts. Die Autoren sehen in der hohen Beschäftigungsrate, steigenden Arbeitsmobilität und abnehmenden Zahl von Geburten die treibenden Gründe für diese Entwicklung.
Vornehmlich mit Arbeitskollegen
Sie essen häufiger abends oder am Wochenende zu Hause. Sehr häufig sind sie dabei allein. Interessanter Aspekt: Wird mit anderen gegessen, handelt es sich vornehmlich um Arbeitskollegen. Damit fehlt in immer mehr Familien ein wichtiger „Treffpunkt“, um sich über familiale Ereignisse zu unterhalten und von Erlebnissen zu erzählen, so die GfK-Autoren.
Auch wenn der Anteil der Menschen, die zu Hause essen, mit dem Verlassen der Erwerbsarbeit oder mit dem Eintritt in das Rentner-Dasein sehr stark ansteigt, neigen im Vergleich zu 2005 immer mehr Senioren dazu, auswärts zu essen. (ks/GfK)
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