Exoskelett ist eine Technologie, die in der Zukunft die körperliche Arbeit entlasten soll – soweit die Idee. Doch sie birgt Risiken. Der Spitzenverband der gesetzlichen Unfallversicherung geht der Frage nach, welche Auswirkungen diese Innovation auf den Arbeitsschutz hat. (Foto: DFKI GmbH – Robotics Innovation Center)
Die meisten Tätigkeiten stellen eine Belastung für den Körper dar. Insbesondere die Wirbelsäule muss viel aushalten. Wenig überraschend also, wenn es heißt, dass jeder zehnte Krankheitstag in Deutschland auf Rückenbeschwerden zurückgeht. Vor allem ältere Mitarbeiter leiden am häufigsten darunter. Dabei werden sie für Betriebe immer wichtiger. Denn im Lichte des Fachkräftemangels sind die Erfahrungen älterer Mitarbeiter Goldwert. Gibt es bald eine technische Lösung?
Die Wundertechnik nennt sich Exoskelett und wird in diversen Forschungslaboren der Republik getestet. So etwa beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Die Forscher dort arbeiten an einem etwas anderen Exoskelett. Genau wie bei anderen Lösungen können die Beschäftigten eines Unternehmens das Exoskelett ebenfalls um den eigenen Körper umlegen. Allerdings steuern sie damit einen Roboter aus der Ferne. Streckt der Mitarbeiter den Arm, dann streckt auch der Roboter seinen Arm. Beugt sich der menschliche Kollege nach vorne, macht ihm sein Roboterkollege nach.
“Spannende Innovation”
Neben diesen passiven Exoskelett-Systeme gibt es auch aktive-Lösungen: Mit ihr können Mitarbeiter schwere Kisten ohne Mühe heben oder ohne Rückenschmerzen ein Bauteil über Kopf montieren. Es handelt sich dabei um ein technisches Unterstützungssystem, das der Mitarbeiter um den Körper umlegen und anschnallen kann. Mithilfe von Elektronik, Hydraulik, Motoren und Mechanik werden die Bewegungen von Armen und Beinen unterstützt.
Welche Auswirkungen die neuen Helfer auf den Arbeitsschutz haben, untersuchen Fachleute von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. „Exoskelette sind eine spannende Innovation, die aber noch Entwicklungsarbeit braucht“, sagt Ralf Schick von der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik. „Nach unserer Einschätzung kommen sie dort infrage, wo andere technische Hilfsmittel wie Stapler oder Kran nicht verwendet werden können. Profitieren könnten zum Beispiel Beschäftigte in der Automobildemontage, der Möbelauslieferung oder bei Arbeiten auf der Baustelle.“
Nicht nur Vorteile sondern auch Risiken
Exoskelette entlasten durch die Kraftunterstützung das Muskel-Skelett-System ihrer Träger. Muskel-Skelett-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Das technische Unterstützungssystem könnte helfen, diese Ausfallzeiten zu mindern. Sie könnten Menschen dabei unterstützen, länger gesund zu arbeiten. Es gibt allerdings auch Risiken, die mit bedacht werden sollten. „Exoskelette könnten zum Beispiel auch genutzt werden, um die Lastgewichte zu erhöhen. Das wäre nicht im Sinne der Beschäftigten. Sie würden dann weiterhin an der Belastungsgrenze arbeiten.“, so Schick weiter.
Eine weitere Gefahr: Wenn die Nutzer mit dem Exoskelett stolpern oder stürzen, ist das Risiko groß, dass durch die zusätzliche Masse Verletzungen gravierender ausfallen. Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle zählen insgesamt zu den häufigsten Unfällen am Arbeitsplatz. Ebenfalls zu bedenken ist die Gefahr, die vom Exoskelett selbst ausgehen könnte: Bei dem Einsatz von aktiven Exoskeletten, bei denen Motoren die Kraft unterstützen, könnte eine Fehlfunktion zu Verletzungen führen. (DGUV/betriebundarzt.de)
Kommentar hinterlassen