Ein von der Deutschen Krankenhausgesellschaft in Auftrag gegebenes Gutachten zeigt, dass die Versorgung der Patienten in Deutschland gut ist. Allerdings könne man keine Entwarnung geben. Krankenhäuser blicken auf einen Fachkräftemangel. Daher müsse künftig noch mehr attraktive Arbeitsplätze in der Pflege angeboten werden.
„Wir müssen aufhören den Beruf der Pflege schlechtzureden. Und es ist an der Zeit, dass Politik und Kostenträger ihre Verantwortung für die Pflegekräfte übernehmen“, erklärte Thomas Reumann, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). „Gesundheitspolitik muss widerspruchsfreier werden. Wer mehr Personal und Personaluntergrenzen fordert, muss auch die Refinanzierung sichern. Wir brauchen auch die Unterstützung der Politik, um dem sich verschärfenden Fachkräftemangel entgegenwirken zu können.“ Hintergrund der deutlichen Worte ist die Vorstellung des Gutachtens „Personalsituation in der Intensivpflege und Intensivmedizin“, das die DKG beim Deutschen Krankenhausinstitut (DKI) in Auftrag gegeben hat. Ein Ergebnis: 53 Prozent der Kliniken haben Probleme Pflegestellen im Intensivbereich zu besetzen.
Entlastung des Personals durch „Digitales Krankenhaus“
Entsprechend stellt die DKG Forderungen vor allem an die Politik auf. Die Entlastung des Personals ist ein zentraler Punkt. Die Bürokratielast müsse endlich konsequent und mutig abgebaut werden. Dazu gehöre auch, dass mit einem Sonderprogramm „Digitales Krankenhaus“ die Digitalisierung vorangetrieben werde. Hiervon verspricht sich die DKG, dass das Personal die Dokumentationsanforderungen leichter bewältigen können. „Wir Krankenhäuser stellen uns der Herausforderung, aber ohne ausreichende Finanzmittel und ohne gemeinsame Aktivitäten, um das Berufsbild Pflege weiter positiv zu besetzen, werden wir den Fachkräftemangel nicht bekämpfen können“, so der DKG-Präsident Reimann weiter.
Versorgung der Patienten gut – aber keine Entwarnung
Wie die repräsentative Studie zeigt, ist die Versorgung der Patienten objektiv gut. Im Jahresdurchschnitt 2015 lag das Verhältnis von Intensivpatienten zu Pflegekräften bei 2,2 Fällen pro Schicht und Pflegekraft. Die Empfehlung der Fachgesellschaft Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) eines Pflegekraft-zu-Patienten-
Pflegeberufe attraktiver machen
„Eine wichtige Voraussetzung, um künftig noch mehr attraktive Arbeitsplätze in der Pflege anbieten zu können, ist eine gesicherte Refinanzierung der Kosten, beispielsweise in Form eines Tarifausgleichs“, resümierte Georg Baum, DKG-Hauptgeschäftsführer. Die mit der Krankenhausreform dafür vorgesehene Regelung läuft weitgehend ins Leere, weil die Kassen nur lineare Lohnsteigerungen, nicht aber Stellenhebungen anerkennen. Maßnahmen wie das Pflegeförderprogramm, die Überführung des Versorgungszuschlags in den Pflegezuschlag oder die Umschichtung von Sachkosten in den DRGs seien wichtige Weichen, die der Gesetzgeber in der vergangenen Legislaturperiode gestellt habe, so Baum. Problematisch sei die Einführung von Personaluntergrenzen, vor allem wenn solche über alle Bereiche der Pflege gefordert werden. (dkg/betriebundarzt)
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[su_box title=“INFORMATIONEN UND DOWNLOADS ZUM GUTACHTEN“ box_color=“#b7cd41″]Die repräsentative, schriftliche Befragung zur Personalsituation in Intensivpflege und Intensivmedizin erfolgte von September bis November 2016 in 1.261 deutschen Krankenhäusern, von denen ein Viertel den 12-seitgen Fragebogen mit rund 150 Punkten zurückgeschickt hatte.
- Präsentationsfolien zum Gutachten (pdf)
- Kurzfassung des Gutachtens
- Langfassung des Gutachtens
- Zahlen-Daten-Fakten zum Gutachten
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Niemand redet den Beruf der Pflege schlecht! Ich liebe meinen Beruf und gehe noch immer gern zur Arbeit. Aber wenn man jeden Tag aufs neue Flurbetten mit zum Teil schwerstkranken Patienten sieht, wird einem tagtäglich deutlich, dass da ganz grundsätzlich etwas aus den Fugen geraten ist. Da steht Krankenhauspolitik und Wirtschaftlichkeit über Ethik und Menschenwürde. Nicht nur die der Patienten. Und die Stationsärzte stehen ebenso hilflos und schulterzuckend daneben. Oft hilft nur noch Zynismus, um über den Alltag zu kommen – schlimm für einen Beruf, in dem doch Empathie an erster Stelle stehen sollte…